Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass der Stromnetz-Ausbau sowohl der Produktion als auch dem Bedarf deutlich hinterherhinkt. 2013 wurde unter Merkel mit der Planung von großen Stromleitungen in Nord-Süd-Richtung von Deutschland begonnen. Um die Widerstände vor Ort zu umgehen, hat man sich entschieden, die Kabel mit der sog. Erdverkabelung trotz deutlich höherer Kosten unterirdisch zu verlegen. Doch dies hat den Widerstand nicht wirklich gebrochen, denn es entstehen größere Eingriffe vor allem für die Landwirtschaft durch die temporäre Nutzung von Flächen, vergleichbar einem Autobahnneubau - mit dem Unterschied, dass die Flächen nach Fertigstellung der ursprünglichen Nutzung wieder zugeführt werden. Doch es bestehen Bedenken bzgl. der Auswirkung der Wärmeentwicklung auf die landwirtschaftliche Nutzung (Austrocknung).
Im Prinzip sind leistungsfähige Stromnetze eine Alternative zur Speicherung von Strom und zum Bau von Spitzenlastkraftwerken. Denn wenn man den Strom quasi beliebig europaweit ausgleichen könnte, ergäbe sich vor allem dank gleichmäßiger Windkraft - Wetter ist immer ein lokales Phänomen - eine sehr kontiuierliche Stromversorgung. Doch die Freileitungen sind in der erforderlichen Menge nicht durchsetzbar und die Erdverkabelung im europäischen Maßstab wäre teurer, als vor Ort den Strom zu speichern oder zu produzieren. Es fehlt somit eine dritte, kostengünstige und anwohnerfreundliche Methode, große Mengen an Strom über große Entfernungen zu transportieren.
Es war schon länger bekannt, dass es Materialien gibt, die beim Erreichen einer Temperatur nahe des absoluten Nullpunktes (-273° Celsius) ihren Widerstand vollständig verlieren. Die Physiker Müller und Bednorz entdeckten in den 1980er Jahren, dass es auch Materialien gibt, die schon bei "nur" -200° Celsius ihren Widerstand verlieren. Diese vergleichsweise "hohe" Temperatur ist einfach mit flüssigem Stickstoff herzustellen, man spricht hier von "Hochtemperatur-Supraleitern".
Es hat mehrere Jahrzehnte gedauert, bis das an sich spröde supraleitende keramische Material zu einem elastischen Kabel verarbeitet werden konnte. Diese Technologie ist mittlerweile fertig entwickelt. Aktuell fließt annähernd die Hälfte des in München verbrauchten Stroms durch ein 200 m langes Testkabel (Projekt Superlink München) und Anfang 2025 soll der Test beendet werden. Darauf soll ein 15 km langes Kabel durch bestehende Kabelschächte gelegt werden und zwei Münchner Unterwerke miteinander verbinden.
Die VIEREGG-RÖSSLER GmbH hat sich mit der Frage beschäftigt, wie man künftige Fern-Supraleitungskabel kostengünstig verlegen könnte und hat hierfür das Konzept der Verlegung auf dem Autobahn-Mittelstreifen ohne das Erfordernis einer Planfeststellung entwickelt.
Im Paper Supraleiter auf Autobahn-Mittelstreifen für die Strom-Fernübertragung als Game-Changer für die Energiewende wird dieses Konzept vorgestellt. (PDF 11 Seiten)
Auf Wunsch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz haben wir außerdem noch ein Paper zu einem Kostenvergleich Klassische Erdverkabelung versus Supraleiter auf Autobahnmittelstreifen verfasst: Vergleich Investitionskosten HGÜ-Erdkabel versus Supraleiter auf Autobahn-Mittelstreifen
Beide Papiere wurden in Abstimmung mit Supraleitungs-Forschern des KIT (Prof. Dr.
Matthias Noe und Dr. Wolfgang Reiser) sowie THEVA Dünnschichttechnik (Dr. Joachim
Bock) erstellt.