Der Energiebedarf des Transrapid wurde per Fahrsimulation am Computer für die Raumordnungstrasse ermittelt, wobei unterschiedliche Zugkonfigurationen berücksichtigt wurden.
Spezifischer Energiebedarf des Transrapid:
4 Sektionen, 430 km/h: 95 Wh/Plkm
5 Sektionen, 430 km/h: 88 Wh/Plkm
6 Sektionen, 430 km/h: 83 Wh/Plkm
Diese Werte beziehen sich ab Ausgang Unterwerk. Die Verluste im Fahrweg, der Teil
des Motors ist, sind hier mit eingerechnet. Das Ergebnis deckt sich mit den Angaben
im Raumordnungsverfahren zur Transrapid-Strecke für 6-Sektionen-Fahrzeuge .
Größere Fahrzeuglängen führen sowohl bei der Eisenbahn als auch beim Transrapid zu günstigeren Energiebedarfswerten pro Sitzplatz. Dies liegt daran, daß nur der erste Wagen die Luft verdrängen muß (Stirnflächenwiderstand) und alle weiteren Wagen im Windschatten des ersten Wagen fahren.
Die im Raumordnungsverfahren für die Transrapidstrecke zugrunde gelegten Prognose
von rund 15 Mio. Fahrgästen pro Jahr ist überhöht, selbst beim unterstellten Wirtschaftswachstum
in Höhe von 90% von 1988 bis zum Jahr 2010. (siehe Studie zur Wirtschaftlichkeit
des Transrapid) Vielmehr muß dieser Wert um knapp 1/3 nach unten korrigiert
werden, und zwar auf 11,1 Mio. Fahrgäste/Jahr
. Wegen dieser reduzierten Fahrgastzahl
erscheint es angebracht, statt der geplanten 6-Sektionen-Züge im 12- bis 15-Minuten-Takt
lediglich 5-Sektionen-Züge im 15-Minuten-Takt verkehren zu lassen.
Deshalb wird
hier der Einsatz der etwas energieaufwendigeren 5-Wagen-Züge unterstellt. Werden
die Verkehrsprognosen der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung angepaßt,
was nicht Aufgabe dieser Studie ist, so kommen sogar nur 4-Sektionen-Züge zum
Einsatz, die pro Sitzplatz noch mehr Energie erfordern.
Für den Auslastungsgrad des Transrapid kann der entsprechende Durchschnittswert der Fernzüge der DB AG von 50% übernommen werden.
Sowohl bei der Eisenbahn als auch beim Transrapid kann durch
variable Fahrpreise ein Auslastungsgrad von 0,7 bis
0,75 erreicht werden. Aber weder bei der Deutschen Bahn AG noch für den Transrapid
sind derartige Modelle konkret geplant.
Um den Treibstoffverbrauch von PKW, Omnibus und Flugzeug
mit dem Strombedarf der Eisenbahn und des Transrapid vergleichen
zu können, müssen die Heizwerte der Treibstoffe pro Liter in die elektrische
Einheit "Kilowattstunde" umgerechnet werden. Diese Umrechnungswerte lauten:
1 l Diesel = 9,8 kWh
1 l Benzin = 9,0 kWh
1 l Kerosin = 9,6 kWh.
Der gewichtete Durchschnittswert zur Umrechnung des Heizwertes von Diesel und Benzin für PKW beträgt 9,1 kWh.
Für den Sekundärenergiebedarf der verschiedenen Fernverkehrsmittel zwischen Hamburg und Berlin ergeben sich die folgenden Werte:
Treibstoff in l/100 km | Energie in Wh/pkm | |
PKW mit 1,7 Pers. Besetzung | 5,35 | 487 |
Omnibus einstöckig, 80% Auslastung | 0,71 | 70 |
Flugzeug
Fokker 50, 70% Auslastung | 5,30 | 512 |
IC mit 10 Wagen, max. 160 km/h | 50 | |
ICE 3 mit 14 Wagen, max. 250 km/h | 61,2 | |
Transrapid 5 Sektionen max. 430 km/h | 176 |
Bezüglich des Wirkungsgrades sind zum einen Transportverluste zu berücksichtigen und zum anderen Verluste bei der Raffinierung des Öls bzw. im Kraftwerk bei Gewinnung des Stroms.
Die Wirkungsgrade der verschiedenen Prozesse sind:
(1) 92,5% bei der Raffinierung von Rohöl in Kerosin, Diesel und Benzin
(2) 98% bei der Verteilung von Diesel und Benzin über Tankstellen
(3) 99,5% bei der Verteilung von Brennstoffen in großen Mengen an Flughäfen und Kraftwerke
(4) 36,5% bei Kraftwerken für Bahnstromerzeugung im Jahr 1992
(5) 46,5% bei Kraftwerken für Bahnstromerzeugung im Jahr 2010 (siehe unten)
(6) 92,6% bei der Verteilung im Bahnstromnetz inkl. Bahnstrom-Unterwerke
(7) ca. 95% bei der Verteilung im Netz für Transrapid-Strom exkl. Unterwerke
(8) ca. 90% in Unterwerken des Transrapid.
Ältere Quellen nennen für den Transrapid einen Wirkungsgrad
von 86% im Unterwerk; es wird angenommen, daß dieser schlechte Wirkungsgrad
auf 90% verbessert werden kann.
Für das Jahr 2010 werden sich die aufgeführten Wirkungsgrade nicht wesentlich ändern,
ausgenommen der Wirkungsgrad in Wärmekraftwerken. Hier sind in den letzten
Jahren spürbare technische Fortschritte erzielt worden, die im Jahr 2010 zu einem
erhöhten Wirkungsgrad führen werden. Dieser technische Fortschritt senkt den
Primärenergiebedarf von Eisenbahn und Transrapid. Betrugen
die Wirkungsgrade in Wärmekraftwerken (ohne Kraft-Wärme-Koppelung) im Jahr 1950
nur 18%, so ermöglichten die modernsten Konstruktionen im Jahr 1980 bereits
einen Wirkungsgrad von 37%, was im Jahr 1992 etwa dem Durchschnitt aller Kraftwerke
entsprach. Die modernsten Kraftwerke erreichen Wirkungsgrade bis zu 58% bei
Gas und Öl, bei der aufkommensstärkeren Kohle ist der Wirkungsgrad geringer. Trotzdem
erscheint eine Anhebung des Wirkungsgrades um 10 Punkte von 36,5% auf 46,5%
für 2010 realistisch.
Für die gesamte Wirkungsgradkette müssen die Prozentwerte als Faktoren von 0,00 bis 1,00 miteinander multipliziert werden. Zwei Wirkungsgrade von 50% (0,50 mal 0,50) ergeben also einen Gesamt-Wirkungsgrad von 25% (Faktor 0,25).
Für die einzelnen Verkehrsmittel sehen die Wirkungsgradketten und Gesamtwirkungsgrade folgendermaßen aus, wobei sich die in Klammern angegebenen Zahlen auf die obige Erläuterung der Wirkungsgrade beziehen:
Gesamtwirkungsgrad PKW, Omnibus: 90,5%
setzt sich zusammen aus:
Gesamtwirkungsgrad Flugzeug: 92%
setzt sich zusammen aus:
Gesamtwirkungsgrad Eisenbahn 1992: 33,5%
setzt sich zusammen aus:
Gesamtwirkungsgrad Eisenbahn 2010: 43%
setzt sich zusammen aus:
Gesamtwirkungsgrad Transrapid 1992: 31%
setzt sich zusammen aus:
Gesamtwirkungsgrad Transrapid 2010: 39,5%
setzt sich zusammen aus:
Unberücksichtigt bleibt hierbei die Tatsache, daß der Energiebedarf des
Transrapid-Betriebs extrem starken Schwankungen unterworfen ist. Derartige Schwankungen
des Energiebedarfs treten bei einem - fiktiven - ICE-Verkehr, der dieselbe Trasse
wie der Transrapid benutzen würde, nur in sehr abgeschwächter
Form auf, wie die Abbildung zeigt. Wenn Kraftwerke solche
extremen Lastschwankungen bewältigen müssen, ist ihr Wirkungsgrad tendenziell
schlechter als bei einer relativ konstanten elektrischen Leistung, wie sie der
Eisenbahnbetrieb erfordert.
Aufbauend auf den oben abgeleiteten Werten für Sekundärenergie und Wirkungsgrade ergibt sich der folgende Primärenergiebedarf:
Sekundär- energie Wh/pkm | Gesamt- wirkungs- grad | Primär- energie Wh/pkm | |
PKW mit 1,7 Personen Besetzung | 487 | 90,5% | 538 |
Omnibus einstöckig, 80% Auslastung | 70 | 90,5% | 77 |
Flugzeug
Fokker 50, 70% Auslastung | 512 | 92,0% | 557 |
IC mit 10 Wagen, max. 160 km/h* - bei Kraftwerkstechnik 1992 | 50 | 33,5% | 149 |
- bei Kraftwerkstechnik 2010 | 50 | 43,0% | 116 |
ICE 3 mit 14 Wagen, max.
250 km/h* - bei Kraftwerkstechnik 1992 | 61 | 33,5% | 182 |
- bei Kraftwerkstechnik 2010 | 61 | 43,0% | 142 |
Transrapid
5 Sektionen max.430 km/h* - bei Kraftwerkstechnik 1992 | 176 | 31,0% | 568 |
- bei Kraftwerkstechnik 2010 | 176 | 39,5% | 446 |
* 50% Auslastung
Der hohe Energiebedarf des Transrapids gegenüber dem Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsverkehr überrascht. Ein wesentlicher Teil des Mehrenergiebedarfs ist auf die höhere Geschwindigkeit zurückzuführen, da der Energiebedarf mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt.
Doch auch bei gleicher Geschwindigkeit liegt der Energiebedarf des Transrapid spürbar über dem eines vergleichbaren Rad-Schiene-Verkehrs:
Sekundär- energie Wh/pkm | Gesamt- wirkungs- grad | Primär- energie Wh/pkm | |
Transrapid mit 5 Sektionen | 103 | 39,5% | 260 |
ICE 3 mit 14 Wagen und hoher Sitzplatzzahl | 72 | 43% | 167 |
Dieser auffällige Mehrbedarf an Energie des Transrapid ist auf mehrere systemspezifische Unterschiede zwischen beiden Verkehrsmitteln zurückzuführen:
Dieser Widerspruch dürfte sich auflösen, wenn man sich folgendes vor Augen führt: